L-Carnitin

ist ein vitaminähnlicher und bedingt essentieller Nährstoff (Vitaminoid). Die quartiäre Ammoniumverbindung L-Carnitin ist ein natürlicher Bestandteil der Muskulatur von Säugetieren, die an Herz- und Skelettmuskulatur den höchsten Gehalt aufweist. Hauptlieferanten in der freien Natur sind Fleisch und Fisch.

Besonders notwendig ist L-Carnitin für das Herz, das seine Energie aus der Oxidation von langkettigen Fettsäuren bezieht. Muskel und Immunsystem, die einen besonders hohen Energiebedarf haben sind ebenfalls auf reichlich L-Carnitin angewiesen. L-Carnitin erleichtert zudem die Sauerstoffaufnahme bei körperlicher Beanspruchung.

Viele Hunde, vor allem großwüchsige, sind dafür bekannt, dass sie zu Herzerkrankungen (auch durch L-Carnitinmangel) neigen, denen man durch die Gabe von L-Carnitin vorbeugen kann.

Es wird unterschieden zwischen primärem (angeborenem und vererbtem) und sekundärem (erworbenem) L-Carnitinmangel.

Sekundärer L-Carnitinmangel

der im Laufe des Lebens erworben wird, kann entstehen durch:

  • längerfristig verminderte Aufnahme
  • höherem Bedarf / Verbrauch, z. B. Vegane Ernährung, diese enthält kaum bis kein L-Carnitin
  • infolge medikamentöser Behandlungen
  • Verminderung der körpereigenen L-Carnitinbiosynthese im Alter
  • bei gestörten Resorptionen im Dünndarm, infolge häufiger Darminfekte und chronische Erkrankungen. Sie führen ebenfalls zu einer verminderten Eigensynthese an L-Carnitin
  • Chronische Niereninsuffizienzen, diese führen zu einem renalen Verlust an L-Carnitin.
  • Gefäßveränderungen oder stark gestiegener Sauerstoffbedarf durch körperliche Beanspruchung führen zu einer Verringerung der Verfügbarkeit von freiem L-Carnitin.

L-Carnitinmangel und DCM

Ein L-Carnitinmangel wurde mit der dilatativen Cardiomyopathie bei einigen Hunderassen in Zusammenhang gebracht.

Diese Erkrankung, Dilatative Cardiomyopathie, ist eine Herzmuskelerkrankung bei der sich der Herzmuskel vergrößert. Die Gründe für diese Erkrankung sind noch nicht vollständig bekannt. Die Myokarderkrankung kann aber auch durch eine große Zahl bekannter Ursachen hervorgerufen werden. Z. B.: Allgemeininfektionen, u.a. Parvovirose, Zellgifte (u.a. Blei, Zytostatika, Thallium), Stoffwechselstörungen (u.a.. Hypothyreose) oder ernährungsbedingte Mangelzustände (u.a. Carnitinmangel, Magnesiummangel, Taurinmangel). Es gibt rassetypische genetische Dispositionen, wie Dänische Doggen, Schäferhunde, Boxer, Labrador, Retriever, und Dobermann, auch Cockerspaniel.

Hunde, die mit handelsüblichem Futter ernährt werden, sind mindestens genauso stark gefährdet einen L-Carnitinmangel zu bekommen, wie vegan/vegetarisch ernährte Hunde. Obwohl L-Carnitin in tierischem Gewebe vorhanden ist, wird diese leicht lösliche Aminosäure beim modernen Herstellungsverfahren fast gänzlich ausgewaschen, so dass nur wenig im Endprodukt zurückbleibt.

Im Rahmen einer Blutuntersuchung kann der zusätzlich angeforderte L-Carnitinwert mitbestimmt werden. Allerdings ist dies ein Blutplasma-Wert, der nichts über den Gehalt an L-Carnitin in Muskelzellen auszusagen vermag. Eine sichere Aussage über die Leistungsfähigkeit des Herzens und mögliche genetische, altersbedingte oder anderweitig verursachte Störung des Herzmuskels, kann nur durch die gezielte Vorsorgeuntersuchung mittels einem Doppler-Ultraschallgerät und einem erfahrenem Kardiologen getroffen werden.

Positive Wirkung für Herz-Kreislauf und das Immunsystem

  • Eine Supplementierung mit L-Carnitin verbessert die Energieproduktion durch das Myokard (Muskelschicht der Herzwand).
  • Es stärkt die Herzmuskulatur und wirkt somit positiv auf das Herz-Kreislaufsystem, erweitert die Blutgefäße, verbessert die Durchblutung und erhöht die Sauerstoffzufuhr im Muskel.
  • L-Carnitin dient der Entgiftung von Stoffwechselprodukten und Giften, die bei einem Mangel an Sauerstoff und Substraten im Herzen auftreten.
  • Ein optimal versorgter Herzmuskel bleibt leistungsfähiger.
  • L-Carnitin wirkt sich optimierend auf den Zellstoff- und den Kohlehydratstoffwechsel aus.
  • Für das Immunsystem ist es von wesentlicher Bedeutung, Fettsäuren energetisch zu nutzen. L-Carnitin wirkt als natürliche Imunstimmulanz. Da L-Carnitin langkettige Fettsäuren in die Mitochondrien transportiert, kann es durchaus als "Motor" des Immunsystems bezeichnet werden.
  • L-Carnitin schützt die Zellmembranen vor schädigenden Auswirkungen aktivierter Fettsäuren. Beschädigte Membranen gefährden das osmotische Gleichgewicht, steigern den Energiebedarf und verringern die Syntheseleistungen der Zellen.
  • Positive Effekte auf Gehirn und Nervensystem wurden nachgewiesen.

L-Carnitin zur Nahrungsergänzung und Vorbeugung

Obwohl es bislang noch keinen ausreichenden Beweis für eine Verhinderung der DCM durch das Zuführen von L-Carnitin gibt, empfehlen J.A.Peden, Karen Porreca u.a. eine tägliche Ergänzung von L-Carnitin auf Grund des geringen bis nicht vorhandenen L-Carnitinsgehaltes in verarbeiteter Nahrung.

Dosierung:

Der Tagesbedarf bei gesunder Konstitution beträgt bis 50 mg pro Kg Körpergewicht, je nach Auslastung und Leistung.

Prävention

 

Herzkrankte Hunde

 

Tagesmenge

 

 

Tagesmenge

ohne Sport pro 10 kg

2 x 125 - 250 mg

 

pro kg

3 x 100 mg

mit Sport pro 10 kg

2 x 250 - 500 mg

 

 

 

In der Wachstumsphase, u.a. für die neuentstehende Muskulatur, wird mehr L-Carnitin als im Erwachsenenalter benötigt. Die körpereigene Biosynthese ist bei neugeborenen Säugetieren noch relativ schwach entwickelt. Einer ausreichenden L-Carnitinzufuhr für das Muttertier kommt eine große Bedeutung zu.

Zu viel L-Carnitin wird über den Urin ausgeschieden oder über den Darm abgebaut und ist nicht gefährlich.

Bei Niereninsuffizienz und anderen Erkrankungen, bei denen die Ausscheidung beeinträchtigt ist, sollte der Tierarzt befragt werden, ob das Ergänzen von Taurin und Carnitin empfehlenswert ist.

Taurin
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